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«Wer farbige Socken trägt, strahlt Selbstbewusstsein aus»

07.05.15

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Bunte Socken braucht die Schweiz, fanden vier junge Zürcher und gründeten das Label DillySocks. Weshalb Social Media ihr wichtigstes Marketinginstrument ist, und wie genau das europaweit einzigartige Instagram-Feedback funktioniert, erzählt Gründer Claudio Lumbiarres*.


Redaktion/Interview: Text- und Übersetzungsagentur etextera

Herr Lumbiarres, was haben Sie heute für Socken an?

Ein Paar blaue, schwarz-weisse, zickzack-gestreifte – nicht einfach zu beschreiben, wie Sie merken. Die Socken stammen aus unserer neusten Kollektion, die demnächst erscheint.

Was sagt die Socke über ihren Träger aus?

Sehr viel! Wer farbige Socken trägt, strahlt vor allem Selbstbewusstsein aus. Es ist ein klares Statement, um sich von der Masse abzuheben. Und mittlerweile auch in der Schweiz keine Seltenheit mehr – wozu DillySocks sicher beigetragen haben.

Ist es schwierig, die Leute von schwarzen Socken abzubringen?

Es gibt einen Kreis von Leuten, die schon immer farbige Socken toll fanden. Für die grosse Masse, die wir ebenfalls zu erreichen versuchen, ist es aber immer noch eine Herausforderung. Wer allerdings erst einmal damit angefangen hat, bunt zu tragen, kommt aus dem Farbenrausch meist gar nicht mehr raus.

Mehr Farbe in den Schweizer Alltag bringen

Wie kamen Sie auf die Idee, bunte Socken zu designen?

Es war Winterzeit, klassischer grauer Alltag. Wir vier Gründer sind gute Freunde, arbeiten alle in unterschiedlichen Branchen – vom Kreativbereich über digitales Marketing/Medien, Personalwesen, bis hin zur Textilbranche – und kamen gerade von einem Kurztrip im Ausland zurück. Dort hatten wir die Idee, durch Socken mehr Farbe in den Schweizer Alltag zu bringen. Schliesslich ist dies ein Kleidungsstück, das oft vergessen wird. In kürzester Zeit und ohne grosse finanzielle Mittel starteten wir mit einem Onlineshop, in dem wir zunächst ausländische Sockenbrands vertrieben. Schnell merkten wir aber: Das Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft, und wir hatten eigene Ideen und Vorstellungen von Mustern und Materialien. Also wurden Designs entworfen, ein Businessplan erstellt, und wir machten uns auf die Suche nach Investoren und passenden Produzenten.

War es einfach, Investoren für diese Idee zu begeistern?

Ehrlich gesagt, ja. Viel schwieriger erwies es sich, einen zuverlässigen Produzenten zu finden. Uns war klar: Wir wollen in Europa produzieren – aus ökonomischen und ökologischen Gründen. Ausserdem hinterfragen Konsumenten heute zunehmend die Herkunft eines Produktes. China oder Bangladesch waren deshalb keine Option. Unser erster Produzent sass in der Türkei und erwies sich schnell als schwierig: Er konnte die Qualität nicht liefern, ging schliesslich Konkurs. Mittlerweile werden unsere Socken in Portugal hergestellt; mit diesem Partner sind wir sehr zufrieden.

Instagram geschickt zur Kundenbindung nutzen

Welche Rolle spielt für Sie Social Media als Marketinginstrument?

Eine extrem wichtige. Wir kommen selbst aus diesem Bereich und sind sehr aktiv auf Social Media. Instagram zum Beispiel eignet sich hervorragend, um Fashionbrands zu promoten – eben weil in Form von Bildern kommuniziert wird. Das passt absolut gut zu uns.

Ihre Kunden binden Sie geschickt ein und lassen diese gleich selbst für DillySocks werben: So ist jedes Sockenpaar mit einem Hashtag versehen, mit dem die Sockenträger ihr Bild über Instagram in den Webshop posten können.

Genau. User können somit ihre Style-Varianten direkt im Webshop zeigen. Neukunden erhalten auf diese Weise Anregungen für Kombinationsmöglichkeiten und sehen den direkten Einsatz der farbigen Liebhaberstücke. Und für uns bedeutet das: Der Shop bleibt ohne unser Zutun ständig in Bewegung. Dieser automatisierte Instagram-Feed, bei dem wirklich jedes einzelne Produkt seinen eigenen Namen bzw. Hashtag besitzt, ist unserem Wissen nach europaweit einzigartig.

Ersetzt für Sie Social Media als Kundenbindung die klassische Werbung?

Ersetzen ist vielleicht das falsche Wort, aber sie steht bei uns dennoch im Mittelpunkt. Denn im Gegensatz zur Werbung gibt Social Media die Möglichkeit, mit den Kunden einen Dialog zu führen und einfach und direkt Feedbacks zu erhalten. Einer der grössten Erfolge ist nach wie vor unser Spot, der bisher knapp 130’000 Views auf Youtube generiert hat.

Mutig sein! Nicht zu viel planen!

Was ist Ihre Haupterkenntnis der letzten Jahre als junges Start-up?

Nicht zu viel und detailliert planen, der Weg ist das Ziel. Ausserdem mutig sein, anders sein und Dinge ausprobieren. Wir mussten viel lernen – was die erwähnte Produzentenauswahl angeht, aber auch über Textilproduktion generell, wie etwa die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Herstellungsverfahren oder Garnqualitäten. Funktioniert einmal etwas nicht wie geplant, sollte man sich nicht unterkriegen lassen, offen sein und weiter machen. Wenn man sich selbst verbessert, weiter entwickelt und Feedbacks aufnimmt, spüren das die Kunden und merken, dass man es ernst meint.

Was sind Ihre Ziele für die Zukunft?

Wir hoffen natürlich, so viele Schwarzträger wie möglich von Farbe zu überzeugen – so dass die Mehrheit irgendwann bunte Socken trägt. Das ist unsere grösste Vision. Ausserdem möchten wir die Tiefe unseres Sortiments erweitern und etwa neue Materialien, Arten und Längen von Socken kreieren. Es gibt noch viel Potenzial in unterschiedlichen Segmenten.


Zur Person:

*Claudio Lumbiarres hat zusammen mit Sean Pfister, Fabian Knup und Fabian Plain das Label DillySocks gegründet, unter dem die vier jungen Zürcher knallbunte hochwertige Socken designen und vertreiben. Die meisten Socken verkaufen sie nach wie vor im Webshop; mittlerweile gibt es DillySocks aber auch in diversen Läden in der Schweiz und in Deutschland.

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