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«Viele Unternehmen betrachten Facebook als billige Spielwiese»

05.05.16

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Die Bedeutung von Facebook fürs Marketing wächst rasant – schon allein wegen der Reichweite: Rund 3,5 Millionen Menschen in der Schweiz nutzen das soziale Netzwerk. Welche Spielregeln Werbende beachten sollten, weiss Facebook-Pionier Thomas Hutter*.

Redaktion/Interview: Textagentur etextera

Herr Hutter, können Sie sich noch an Ihren ersten Facebook-Post erinnern?

Ja, das war am 16. Juni 2008, ein reiner Text-Post mit dem einfachen Inhalt «working».

Mittlerweile ist Facebook ein wichtiger Werbekanal. Welchen Stellenwert hat es heute im Marketing-Mix?

Für Unternehmen mit klarer digitaler Strategie ist eine ausgereifte und aktuelle Facebook-Marketing-Strategie ein absolutes Muss. Bei nicht weit entwickelter digitaler Strategie nimmt Facebook meist einen mittleren bis hohen Stellenwert im Marketing-Mix ein. Problematisch jedoch ist, dass viele Unternehmen die Möglichkeiten rund um Facebook Marketing nur schlecht kennen, geschweige denn einsetzen.

Was verpassen diese Firmen?

Richtig angewendet ist Facebook-Marketing ein sehr performanceorientierter Kanal für unterschiedliche Zielsetzungen. Die Plattform brilliert durch eine hohe Reichweite: Etwa 3.6 Mio. Menschen nutzen Facebook in der Schweiz, rund 2.5 Mio. davon täglich. Aktuell gibt es keine andere Online-Plattform, die eine so genaue Zielgruppenauswahl zulässt und es gleichzeitig schafft, Werbung im privilegierten Umfeld von News und Inhalten von Freunden zu platzieren.

Wer die Relevanzfaktoren erfüllt, kann auf Facebook so viel posten wie er will

Wann und wo sollten Unternehmen posten?

Da mehr als 80 Prozent der Menschen in der Schweiz Facebook über ein Smartphone oder Tablet nutzen, sind zeitliche Aspekte nicht mehr entscheidend. Die Zauberformel für erfolgreiches Facebook-Marketing heisst: relevante Inhalte zum relevanten Zeitpunkt an die relevante Zielgruppe. Erfülle ich als Marke oder Unternehmen diese drei Relevanzfaktoren, kann ich auf Facebook so viel publizieren, wie ich will.

Was sind dabei die häufigsten Fehler?

Leider betrachten viele Unternehmen Facebook als billige Spielwiese und setzen häufig plumpe Werbebotschaften ein, ohne für die Zielgruppe relevante Inhalte zu schaffen. Hinzu kommen fehlende Kreativität, nur mangelhaft auf die Mobilenutzung angepasste Inhalte sowie unzureichend durchdachte Strategien. Fehlt jedoch die Relevanz, ist Facebook ein gleich schlechter Werbekanal wie viele andere.

Eignet sich Facebook Marketing für alle Firmen bzw. Branchen?

Mit der entsprechenden Strategie ja. Ist die Zielgruppe identifiziert, kann grundsätzlich jedes Thema auf Facebook gespielt werden.

Häufig sind es kleinere Unternehmen, die eine hervorragende digitale Strategie verfolgen

Was ist für Sie ein Beispiel für gutes Facebook-Marketing?

Einen interessanten Ansatz bietet beispielsweise True Fruits Smoothies aus Deutschland mit ihrem frechen Community Management. PiCK UP! von Leibniz bringt kreative Inhalte. Diese wurden während des Dschungel Camps in Realtime inhaltlich auf die Geschehnisse des Vortages angepasst. Häufig sind es übrigens kleinere Unternehmen, die eine hervorragende digitale Strategie verfolgen und Facebook gekonnt für ihre Marketingziele einsetzen.

Wo steht die Schweiz hinsichtlich Facebook-Marketing im Vergleich zu anderen Ländern?

Leider ein bisschen zurück. Vielen Unternehmen hierzulande geht es zu gut. Marketingmassnahmen müssen nicht konsequent überdacht werden, weil das Geschäft ja läuft. Unternehmen in Deutschland sind da oft weiter, der Markt ist rauer – entsprechend ist die Bereitschaft, neue Wege zu gehen, grösser. Sehr tolle Beispiele kommen häufig aus Südamerika, insbesondere aus Brasilien.

Wie geht es mit Facebook-Marketing weiter?

Sehr viele Entwicklungen dürften in Richtung Realtime Advertising gehen: Inhalte, die an topaktuelle Themen anknüpfen. Live-Videos, die die direkte Einbindung von Menschen in das Geschehen erlauben, bieten riesiges Potenzial. Mit Hilfe von Messenger Bots können Unternehmen automatisierte Messenger-Dialoge anbieten. Diese verfügen beispielsweise über Menüführungen, die Interessenten gezielt in Richtung Verkaufsprozess lenken. Ein schönes Beispiel dafür zeigt die holländische Fluggesellschaft KLM in einem Video.

 Zur Person

*Thomas Hutter (40) ist Inhaber und Geschäftsführer der Hutter Consult GmbH und berät Unternehmen und Organisationen in der Schweiz, Deutschland und Österreich rund um Facebook-Marketing und den kommerziellen Einsatz von Facebook. Er ist Dozent an der Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ), an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) und referiert an diversen renommierten Konferenzen zu Facebook-Marketing und -Werbung. Ausserdem schreibt Hutter Fachartikel für Zeitungen und Fachzeitschriften; sein Blog gilt im deutschsprachigen Raum als einer der führenden im Facebook-Marketing.

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