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«Wer immer Ja sagt, verspielt den Respekt.»

05.12.19

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«Könntest du kurz noch ...?» Trainerin Elisabeth Mlasko* verrät, mit welchen Strategien wir uns im Job besser abgrenzen und weshalb Männern dies oft leichter fällt als Frauen.


Redaktion/Interview: Textagentur etextera

Frau Mlasko, der Bürokollege bittet um eine Gefälligkeit, und ich sage mal wieder viel zu schnell Ja – nur, um es später zu bereuen. Wie setze ich Grenzen?
Zunächst kommt es auf die Motive für das Jasagen an. Gerade Frauen haben oft zu wenig Selbstwertgefühl, glauben, in schlechtem Licht dazustehen, wenn sie Nein sagen. Auch heute noch haben viele den Eindruck, sie müssten im Job mehr leisten als Männer, um anerkannt zu werden. Andere sind einfach gutmütig («das krieg ich auch noch unter») bzw. ohnehin gewohnt, sich um soziale Themen zu kümmern. Um der Ja-Falle zu entkommen, ist es nötig, an der eigenen Haltung zu arbeiten und sich immer wieder zu verinnerlichen: «Ich bin das wert, ich bin gut genug im Job.»

Frauen fällt es also besonders schwer, Nein zu sagen?
Frauen blicken zumindest eher auf ihre Defizite. Männer hingegen können ihr Selbstwertgefühl besser spielen lassen und verkaufen sich darüber – selbst wenn sie keines haben. Es gibt viele narzisstische Männer in Führungspositionen, die ein schlechtes Selbstwertgefühl besitzen und sich deshalb aufblähen müssen.

Wer immer Ja sagt, verspielt den Respekt

Weshalb ist Neinsagen wichtig?
Neinsagen ist gut für den energetischen Haushalt. Je älter ich werde, umso schneller baut sich meine Energie ab, umso mehr muss ich mich abgrenzen können, damit ich nicht in die berühmte Burn-out-Falle tappe. Es geht darum, realistisch mit seinen Kräften zu haushalten. Neinsagen ist gesund. Sage ich immer Ja, verspiele ich ausserdem den Respekt.

Wie meinen Sie das?
Wer zu allem Ja sagt und keine Grenzen setzt, verkauft sich unter Wert und signalisiert, dass er ein schlechtes Selbstwertgefühl hat. Damit schädigen Sie Ihr Standing im Beruf.

Nun verpacken gerade Frauen ein Nein gern in ausführliche Begründungen.
... genau, in der Hoffnung, dass die Absage für das Gegenüber so verständlicher und annehmbarer wird. Begründungen tönen allerdings meist nach Rechtfertigung. Das heisst, frau verrät damit einerseits ihr schlechtes Gewissen und bietet andererseits Raum für Widerspruch.

Wie erkenne ich, wann ich Nein sagen muss?
Oft merke ich das körperlich – etwa wenn ich in Bauch oder Brust einen Druck verspüre und nur noch ganz oberflächlich atme. Dies alles sind Anzeichen, auf die wir achten sollten. Leider haben wir das zum Teil verlernt.

Zeit gewinnen, lautet die Maxime beim Neinsagen

Welche Strategien empfehlen Sie konkret, um Nein zu sagen?
Nehmen Sie sich Zeit und hören Sie in sich hinein, bevor Sie auf eine Bitte reagieren. Den Satz: «Okay, ich überlege es mir und gebe dir Bescheid», sollten wir uns alle sehr gut einprägen. Zeit gewinnen und in Ruhe über eine Begründung nachdenken, lautet die Maxime. Reflexartig Nein sagen ist ungünstig, denn es erweckt den Eindruck, als wären Sie unüberlegt oder total am Anschlag. Grundsätzlich wirkt es souveräner, wenn Sie sich Zeit nehmen. Das gilt übrigens auch für das Jasagen – was mindestens genauso wichtig ist wie Nein, im Sinne von: «Ja, ich kann das!», «Ja, ich will den Job!»

Das müssen Sie genauer erklären.
Neinsagen ist lediglich eine Reaktion, bei der ich mich noch dazu eher in der Opferposition befinde, hingegen ist Ja viel aktiver. Gerade Frauen sollten im Beruf öfter von sich aus auf andere zugehen, etwa sagen: «Ich möchte das machen», anstatt auf Angebote zu warten. Gleichzeitig gilt es aber auch das Nein des anderen auszuhalten. Kurz: Wer Karriere machen will, muss beides gut können – seine Wünsche formulieren und Grenzen ziehen. Männern fällt dies tendenziell leichter.

Haben Frauen da nicht in den letzten Jahren aufgeholt?
Das habe ich auch lange gedacht – bis ich vor Kurzem einen Nachmittag mit jüngeren Frauen verbracht habe zum Thema Charisma und Ausstrahlung. Dabei musste ich überrascht feststellen: So selbstsicher sind sie ja gar nicht! Ich hoffe aber, dass die ganz jungen Frauen, die sich momentan politisch engagieren und Demos organisieren, dies einmal besser können.


Zur Person
* Elisabeth Mlasko ist Coach und Geschäftsführerin ihrer Zürcher Unternehmensberatung colanuss. Sie berät Einzelpersonen, Paare, Teams und Organisationen. Einer ihrer Schwerpunkte ist die Persönlichkeitsentwicklung, bei der man beruflich wie privat das Spektrum von Handlungsoptionen erweitert. Zuvor hat Elisabeth Mlasko jahrelang in grossen Konzernen als Marketing- und Kommunikationsberaterin gearbeitet.

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